Cash Flows sind freie Zahlungsströme, die zur Auszahlung von Fremd- und Eigenkapitalgebern zur Verfügung stehen. Die Berechnung der Cash Flows ist daher elementar im Bewertungsprozess. Allerdings sagt die die Höhe der Cash Flows noch nichts über deren Wert aus. Für die Bewertung sind weitere Faktoren entscheidend, allen voran die Kapitalkosten.
Kapitalkosten berechnen
Wie bereits eingangs erläutert wenden wir den WACC Ansatz an. Zur Berechnung der WACC (gewichtete Kapitalkosten) werden 5 Inputgrößen benötigt:
- Equity Beta: Das Beta, oder genauer Equity Beta, ist Maß für das systematische Risiko (Marktrisiko). Es lässt sich relativ unkompliziert berechnen, allerdings ist es völlig ausreichend auf eine der vielen Quellen im Internet zurückzugreifen. Bei Investoren beliebt und anerkannt sind Beta-Schätzungen von reuters.com.
- Risk-free Rate: Der risikofreie Zinssatz lässt sich approximieren durch die Rendite langlaufender Staatsanleihen mit hoher Bonität. Als Quelle ist die Deutsche Finanzagentur zu nennen. Sie veröffentlicht regelmäßig die Renditen von börsennotierten deutschen Bundesanleihen. Unter deutsche-finanzagentur.de kann ein PDF mit den aktuellen Renditen heruntergeladen werden. Die interessierende Größe ist die Netto-Rendite für langlaufende Anleihen.
- Market Risk Premium: Diese Kennzahl wird berechnet durch die Differenz aus erwarteter Marktrendite und risikofreiem Zinssatz. Als Annäherung für die erwartete Marktrendite kann ein Durchschnitt aus historischen Marktrenditen herangezogen werden (z.B. S&P500). Dies ist formal nicht ganz korrekt, weil das Market Risk Premium definiert, welche Prämie der Investor für das systematische Risiko (Marktrisiko) erwartet. Die Annäherung über historische Renditen gilt aber als vertretbar. Als Orientierung: das Market Risk Premium sollte zwischen 5% und 7% liegen. Wer nicht selbst schätzen oder berechnen will, kann sich an den Schätzungen von Aswath Damodaran orientieren.
- Debt Rate: Die Debt Rate gibt an, wie hoch die Fremdkapitalkosten eines Unternehmens sind. Diese Zahl ist also unternehmensspezifisch. Wenn das Unternehmen börsennotierte Anleihen hat, kann die Rendite einer langlaufenden Unternehmensanleihe verwendet werden. Handelt es sich um ein Unternehmen, das keine Anleihen emittiert, empfiehlt es sich Wettbewerber genauer anzusehen. Allerdings ist darauf zu achten, dass der Wettbewerber hinsichtlich der Finanzierungsstruktur vergleichbar mit dem zu bewertenden Unternehmen ist (dies ist wichtig, denn der Fremdkapitalzins ist abhängig vom Risikoprofil eines Unternehmens, welches nicht nur durch das Geschäftsrisiko sondern auch durch die Finanzierungsstruktur gesteuert wird).
- Target Debt-to-Value Ratio: Diese Kennzahl gibt an, wie hoch der Fremdkapitalanteil am Gesamtwert des Unternehmens ist. Was zunächst nach einer recht einfachen Kalkulation klingt erweist sich in der Praxis als auch in der Theorie problematisch. Der Grund: Die Zahl kann eigentlich erst berechnet werden, wenn das Ergebnis der Unternehmensbewertung vorliegt, wird aber gleichzeitig für die Bewertung als Inputgröße benötigt (Zirkularitätsproblem). Ferner ist die Schuldenquote in Marktwerten anzugeben, was sich als schwierig erweisen kann. Die Problematik wird in einem folgenden Artikel vertieft werden. An dieser Stelle sei auf ein „hemdsärmliges“ Vorgehen in der Praxis verwiesen: Die Debt-to-Value Ratio lässt sich annähern durch folgende Rechnung
Schulden gemäß Bilanz / (Marktkapitalisierung + Schulden gemäß Bilanz)
Mit den obigen Kennzahlen und der Tax Rate (siehe Seite 2) lassen sich die WACC bestimmen. Die Berechnung erfolgt in zwei Schritten:
- Cost of Equity berechnen: Die Cost of Equity bzw. Eigenkapitalkosten sind der Preis, den ein Unternehmen für sein Eigenkapital bezahlen muss. Die Zahl wird berechnet durch
Risk-free Rate + Market Risk Premium * Equity Beta
- WACC berechnen: Die Weighted Average Cost of Capital definieren die Kapitalkosten als gewichtetes Mittel aus Fremd- und Eigenkapitalkosten. Da Fremdkapital einen Steuervorteil genießt, wird auch die Tax Rate mit in die Berechnung einbezogen. Die WACC berechnen sich wie folgt:
Debt rate * (1 – Tax) * D/V + Cost of Equity * (1 – D/V)
Mit den eben berechneten WACC und den Cash Flows aus Schritt 2 (siehe Cash Flows berechnen) kann das Diskontieren beginnen. Durch das Diskontieren der Cash Flows wird dem Zeitwert des Geldes und der Risikostruktur des Unternehmens Rechnung getragen. Sprich: Zahlungen in der Zukunft sind weniger wert als Zahlungen gleicher Höhe in der Gegenwart und risikoreiche Zahlungen sind weniger wert als risikoarme Zahlungen gleicher Höhe.
Cash Flows bewerten
Die Bewertung der Cash Flows ist aufgrund der umfangreichen Vorarbeit unspektakulär. Der Bewertungsschritt umfasst das Diskontieren der Cash Flows mit den WACC. Die allgemeine Formel lautet:
Cash Flow / (1 + WACC)^t
Der Cash Flow eines jeden Jahres wird also diskontiert mit den Kapitalkosten, um den Present Value bzw. Barwert der Zahlung zu berechnen. Besondere Beachtung verdient der Terminal Value. Er gibt den Wert eines Assets, in diesem Fall das Unternehmen, zu einem bestimmten Zeitpunkt in der Zukunft an. Für die Berechnung des Terminal Value (Wert der Zahlungen in der Unendlichkeit bzw. Perpetuity) wird eine andere Wachstumsrate angenommen. Diese long-term growth rate liegt im Regelfall zwischen 2% und 3% und damit in Höhe der Inflationsrate (Auch hier sei wieder auf Seite 2 verwiesen).
Wichtig ist nun, dass für die Berechnung des Terminal Values ein Normjahr verwendet wird, sprich ein Jahr in dem die Wachstumsrate der long-term growth rate entspricht. Der Terminal Value berechnet sich dann wie folgt:
Cash Flow normalisiert / (WACC – Long-term growth rate)
Wichtig ist, zu verstehen, dass die obige Formel für den Terminal Value nicht den Barwert aller zukünftigen Zahlungen ergibt, sondern den Wert aller zukünftigen Zahlungen betrachtet zu einem Jahr T. Der Barwert des Terminal Values muss also erst noch durch einfaches Diskontieren ermittelt werden. Wenn die Normalization Period beispielsweise 2021 ist, dann gibt die obige Formel für den Terminal Value den Wert der Perpetuity zum Jahr 2020 an. Um den heutigen Wert (Barwert bzw. Persent Value) der Perpetuity zu erhalten muss der Terminal Value diskontiert werden, vergleichbar mit einem Cash Flow, der im Jahr 2020 generiert wird. In diesem Fall wäre der Rechenschritt Terminal Value / (1 + WACC)^(2020-2013).
Alle Schritte gibt es wie immer auch in einem fertigen Google Docs Dokument: goo.gl/SPZTrWf.
Seite 1: Unternehmensbewertung mit Excel: Die Grundlagen
Seite 2: Unternehmensbewertung mit Excel: Cash Flows berechnen
Seite 3: Unternehmensbewertung mit Excel: Cash Flows bewerten
Seite 4: Unternehmensbewertung mit Excel: Unternehmenswert bestimmen
Seite 5: Unternehmensbewertung mit Excel: Zusammenfassung (folgt in Kürze)