Steht das Template, geht es an das Berechnen der Zahlen und Ausfüllen der Matrix. Manche Positionen können unmittelbar aus den Financial Statements der Unternehmen abgelesen werden, andere wiederum müssen berechnet werden. Generell gilt: Unternehmensbewertung ist immer zukunftsgerichtet. Für die Prognose der Zukunft, den so genannten Forecast, werden historische Daten als Basis benötigt. Die Datenbasis sollte keine Sondereffekte beinhalten, beispielsweise außergewöhnliche Belastungen durch Unternehmensübernahmen. Unter Umständen kann es also erforderlich sein, historische Zahlen zu adjustieren, um Sondereffekte herauszurechnen.
Cash Flows berechnen
Net Sales, COGS sowie SG&A sind direkt dem Income Statement (Gewinn- und Verlustrechnung) zu entnehmen und, um es nochmals zu betonen, gegebenenfalls um Sondereffekte zu bereinigen.
Bei den Steuern empfiehlt es sich, einen Steuersatz von rund 35 Prozent zu nehmen. Investoren machen häufig den Fehler, den tatsächlichen Steuersatz des Unternehmens anzusetzen. An dieser Stelle ist allerdings nicht der tatsächliche, sondern der effektive Steuersatz gemeint.
Abschreibungen können dem Cash Flow Statement (Kapitalflussrechnung) entnommen werden. CAPEX werden zwar auch im Cash Flow Statement ausgewiesen, allerdings empfiehlt es sich hier die Zahl selbst zu berechnen, was sich vor allem dann als Vorteil erweist, wenn man die Zahlen für die Prognosejahre fortschreibt. CAPEX ist damit eine Residualgröße aus Anlagevermögen und Abschreibungen und kann mit folgender Formel ermittelt werden:
CAPEX = Anlagevermögen Periodenende – Anlagevermögen Periodenbeginn + Abschreibungen
Das Anlagevermögen (Property Plant & Equipment + Goodwill + Intangible Assets) kann in der Bilanz gefunden werden. Das Anlagevermögen zu Beginn der Periode entspricht der Bilanzposition aus dem Vorjahr.
Fehlen nur noch die Additions to NWC. Auch hier erfolg die Berechnung nach einer einfachen Formel:
Umlaufvermögen Periodenbeginn – kurzfristige Schulen Periodenbeginn + Investitionen ins Umlaufvermögen = (Umlaufvermögen Periodenende – kurzfristige Schulden Periodenende)
Die entsprechenden Englischen Begriffe sind Current Assets für Umlaufvermögen und Current Liabilities für kurzfristige Schulden.
Cash Flow Forecast erstellen
Ist das Template nun mit historischen Zahlen befüllt, können Rations gebildet werden und mit Hilfe dieser Ratios ein Forecast für die Cash Flows erstellt werden. Zur Bildung von Ratios wird eine Bezugsgröße benötigt. Bei der Unternehmensbewertung ist dies im Regelfall der Nettoumsatz. Ein Investor muss also lediglich den Nettoumsatz für die kommenden Jahre vorhersagen bzw. schätzen und kann dann auf Basis der Ratios aus der Vergangenheit alle anderen Positionen ableiten.
Für Privatinvestoren ist es im Regelfall unmöglich die Umsatzentwicklung eines Unternehmens zu prognostizieren. Daher empfiehlt es sich, für die kommenden 2-3 Jahre Umsatzschätzungen von Analysten zu verwenden und anschließend mit einer Annahme zum Umsatzwachstum zu arbeiten (z.B. 5% pro Jahr).
Eine einfache Möglichkeit an Schätzungen von Analysten zu kommen bietet Finanzen.net. Einfach das gesucht Unternehmen in das Suchfeld eingeben und dann auf der Profilseite des Unternehmens auf „Schätzungen“ klicken.
Jetzt gilt es nur noch ein „Normjahr“ zu definieren, welches als Basis für die Terminal Value Berechnung dient. Dies ist das letzte Jahr in der Zeitreihe und unterscheidet sich von den anderen Jahren lediglich durch die Annahme bezüglich des Umsatzwachstums. Ohne an dieser Stelle die Theorie vertiefen zu wollen, eine Wachstumsrate von 2-3 Prozent für die Berechnung der „Unendlichkeit“ ist vertretbar.
Was gegebenenfalls beim ersten Durchlesen etwas komplex klingt ist eigentlich relativ simpel. Die Kunst beim Aufbau eines Excel Modells zur Berechnung der Cash Flows liegt lediglich in der Strukturierung der Tabelle und der richtigen Verlinkung von Zellen. Das ist euch zu aufwändig? Kein Problem, wie immer gibt es diesen Arbeitsschritt auch als Google Docs: goo.gl/N2RhhA
In dem Dokument gilt es zu beachten, dass alle schattierten Zellen Input-Größen beinhalten. In diesen Zellen sind folglich die Zahlen des zu bewertenden Unternehmens einzutragen. Alle anderen Zellen berechnen sich automatisiert.
Seite 1: Unternehmensbewertung mit Excel: Die Grundlagen
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